AAA-Spiele im Niedergang? Die wachsende Macht unabhängiger Studios
Wer sich mit Gaming beschäftigt und an die erfolgreichsten Spiele des letzten Jahrzehnts denkt, dem kommen Titel wie Assasin´s Creed, God of War und Horizon Zero Dawn in den Sinn. Gigantische Produktionen, die den Tenor und den Standard für Gameplay einer ganzen Industrie definieren und damit auch ein entsprechendes Preisschild tragen. Auf der anderen Seite gibt es simple Spiele wie
Book of Dead, die sich in erster Linie durch ein unverwüstliches Spielprinzip von der Konkurrenz abheben. Dazwischen gibt es die Indie-Studios, die mit Titeln wie Blasphemous oder Dead Cells die Spielergemeinde für sich begeistern. Wir prüfen einmal, wie die Bezeichnung AAA ihre Bedeutung geändert hat.
Was versteht man unter AAA-Spielen?
Die vergleichbarste Entsprechung zum AAA-Spiel ist wahrscheinlich der Hollywood-Blockbuster, eine riesige Produktion, die ein Team mit hunderten von Mitarbeitern und ein ebenso großes Budget umfasst. Die Erwartungen an solche Spiele sind hoch. Entwickler und natürlich auch die Geldgeber gehen davon aus, dass solche Spiele etwa 10 Jahre unter den aktiven Spielen bleiben und im Laufe der Zeit ein Vielfaches des investierten Geldes zurückgewinnen. Titel wie Skyrim und GTA V gelten als die Vorreiter dieser Kategorie. Sie haben einen Standard geschaffen, dem die Industrie bis heute nacheifert.
Die Hochphase
Am erfolgreichsten waren AAA-Spiele zwischen 2010 und 2020, als die großen Studios wie Ubisoft, EA Games und Capcom sich zunehmend auf diese Kategorie spezialisierten. Die Standards waren immer ähnlich: hochwertige Grafik, ein Spielprinzip, das sich um eine offene Spielwelt dreht und nicht enden wollende individuelle Anpassungen bei Optik und Ausstattung der Spielfiguren. Als klar war, dass Videospiele statt einer oder zwei Millionen Einheiten inzwischen bis zu 10 oder mehr Millionen Mal über den Ladentisch gehen können, setzte die Industrie Kurs auf den AAA-Horizont.
Welche Herausforderungen bedrohen AAA-Spiele?
Heute leiden AAA-Spiele unter massiven Budgets, die unrealistische Erwartungen an den Profit der letztlichen Produktion stellen. Kosten von 200 oder 300 Millionen Euro sind heute keine Seltenheit mehr. Bei einer Entwicklungszeit von 5-7 Jahren wird ein solches Spiel zu einem immer größeren Risiko. Gerade im letzten Jahr mussten einige große Spielestudios ein paar empfindliche Schlappen einstecken. So wurde Sonys Multiplayer-Shooter Concord nach nur zwei Wochen
wieder vom Markt genommen. Die Produktionen von AAA-Spielen bedürfen außerdem Teams mit mehreren hundert Mitgliedern. Hat man so viele Mitarbeiter an Bord, kann es schnell passieren, dass eine kreative Vision leidet. Schließlich heißt es nicht umsonst: Viele Köche verderben den Brei.
Vorteile von Indie-Studios
Indie-Studios auf der anderen Seite haben eine ganze Reihe von Vorteilen auf dem heutigen Markt. Der Aufwand ist dank der spartanischen Grafik relativ gering. So kann ein kleines, dediziertes Team in relativ kurzer Zeit
eine ganze Reihe von Spielen auf den Markt bringen. Die Entscheidungsfindung ist hier außerdem wesentlich einfacher. Es muss kein firmeninterner Verwaltungsprozess durchlaufen werden, was die kreative Richtung der Spiele meist klarer macht. Und ohne die fantastische Grafik von AAA-Spielen müssen die Entwickler stattdessen mit einem attraktiven Gameplay überzeugen. Die meisten Gamer wünschen sich in erster Linie Spaß am Spiel, sodass das Gameplay letztlich immer gewinnt.
Was man in der Zukunft erwarten kann
Ganz verschwinden werden AAA-Spiele sicherlich nicht. Dank der hohen Preise kann man aber davon ausgehen, dass es in dieser Kategorie lediglich 3 bis 4 Veröffentlichungen pro Jahr geben wird. Die Teams werden schrumpfen, was eine konzentriertere Richtung für die Spiele ermöglicht. Und außerdem werden die Budgets nach unten gehen. Unrealistische Erwartungen an die Profite aus einem AAA-Spiel haben zu einer Überkommerzialisierung geführt, die den meisten Spielern ein Dorn im Auge ist. Für Indie-Spiele bedeutet das, dass eine höhere Erwartung an Spiele von kleinen Studios gestellt wird. Es bleibt zu hoffen, dass sich das nicht auf die Kreativität auswirken wird.